Unser Lieblingsgeiger und Kolumnist traf BBC-Moderator Tom Service, der ja nebenbei mit einer der besten Geigerinnen der Welt verheiratet ist.
Daniel Hope: Tom, sollen wir auf Deutsch oder Englisch miteinander reden?
Tom Service: Lieber Englisch, aber ich kann auch ein bisschen Deutsch, ich habe es sogar in der Schule gelernt und dann habe ich auch noch mal einen Sprachkurs in Wien gemacht. Da fällt mir gleich eines der Konzerte ein, die mich in meinem Leben mit am meisten berührt haben: das Stück Ekklesiastische Aktion von Bernd Alois Zimmermann, dirigiert von Hans Zender und ganz vielen bekannten Musikern. Es besteht ja nur aus einem Satz! Und das im Konzerthaus in Wien. Wahnsinn …
Du sprichst also auch noch mit einem leichten Wiener Akzent …
TS: Ja, vielleicht. Ich kann das aber nicht beurteilen. (lacht)
Für mich bist du die Stimme der klassischen Musik in England, du bist Starmoderator, du präsentierst Fernsehsendungen, du hast deine eigene BBC Radiosendung. Jetzt haben wir einen Brexit. Meinst du, das hat negative Auswirkungen auf die klassische Musik hier in Großbritannien?
TS: Nein, denn für mich hat es niemals eine so große und tolle Generation an klassischen Künstlern gegeben. Ich meine das ernst: Schau dir doch die britischen Dirigenten und Komponisten und Kulturinstitutionen an: Sie geben sich nicht damit zufrieden, den immer gleichen Besuchern das gleiche Programm runterzuspielen, sondern sie wissen, dass sie heute eine viel größere Gruppe an Klassikinteressierten begeistern müssen. Denn ich frage dich: Was ist denn sonst deine Aufgabe als Komponist oder Musiker?
Da gebe ich Dir völlig Recht. Das heißt aber, du würdest gerne die zeitgenössische Musik durch neue Konzepte zugänglicher machen?
TS: Auf jeden Fall! Wichtig ist nur, dass diese Musik inhaltlich mit dem Stoff des Lebens zu tun hat. Das Problem ist, dass man immer denkt, zeitgenössische Musik sei nur eine leere Blase und habe nichts mit dem wahren Leben zu tun. Aber das ist ein Irrtum. Ich war im vergangenen Jahr in Donaueschingen, bei den Musiktagen, das war unglaublich offen und überhaupt nicht ideologisch. Man kann dort komplett anders sein und ich fand das spannend und sehr positiv.
Du bist absolut leidenschaftlich, wenn es um klassische Musik geht und bist auch mit einer der besten Geigerinnen der Welt, Alina Ibragimova, verheiratet. Sprecht ihr zu Hause auch über was anderes als Musik?
TS: Ganz ehrlich: Wir sprechen fast gar nicht über Musik. Wir haben eine wunderbare Katze, über die sprechen wir viel. Was soll man auch die ganze Zeit über Musik reden? Dann sage ich nach einem Konzert: „Ja, das hast du toll gespielt, Alina“, aber was soll sie sagen? Ich habe ja nichts gemacht (lacht). Nein, da sprechen wir lieber über andere Themen, aber es ist natürlich eine große Ehre für mich, sie zur Frau zu haben.
Ich danke dir, Tom.